Sie nannten ihn alle „Matze“. Kurz und knapp. Kumpelhaft. Und das passte ja zu ihm als Familienmitglied der Steins, als Menschenfreund, Trainer, Coach, Funktionär und waschechter Leimener Bub‘. In der Nacht des 7. Dezember ist Matthias „Matze“ Stein plötzlich und völlig unerwartet aus dem Leben gerissen worden. Mit nur 56 Jahren. Aufgrund seines monströsen Engagements im Basketball wird er in Erinnerung bleiben. „Matze“ – eine Würdigung, Wertschätzung und Annäherung an ihn.
Wieder einmal hat sich auf leidvolle Art und Weise gezeigt, dass auch wir Korbjäger nach einer geheimnisvollen Melodie auf dem Parkett tanzen. Höhepunkte wie Tiefschläge, Siege wie Niederlagen gehören unter der 3,05 Meter hoch hängenden Reuse dazu. „Matze“ hat das von kleinauf gelernt – und verinnerlicht.
Eine Basketballer-Familie durch und durch
Denn er stammt aus einer Basketballer-Familie, ja Dynastie. Mutter Margot (heute 78) wurde mit der KuSG Leimen zweimal deutsche Vize-Meisterin (1967 und 1973), Vater Horst (2017 mit 84 gestorben) war sechsfacher Meister in Folge (1957 bis 1962) mit dem USC, bestritt 35 Länderspiele und nahm an den Europameisterschaften 1957 und 1962 teil. Deren Sohn Henrik (51) spielte lange in der 2. Bundesliga und Regionalliga (USC, KuSG), „Matze“ agierte meist bei den zweiten und dritten Herren der Leimener, ehe ein Achillessehnenabriss die Spielerlaufbahn erschwerte und zwangsläufig der Schwerpunkt auf Trainertätigkeiten verlegt wurde.
„Matze“ Stein war und ist bekannt wie ein bunter Hund. Weit über die Region hinaus. Alle Trainerstationen an dieser Stelle aufzuzählen, übersteigt die Möglichkeiten. Der B-Lizenz-Inhaber war bei den Damen, Herren und in der Jugend der KuSG tätig, den Basket Ladies Kurpfalz, einer weiblichen Allianz zwischen der SG Kirchheim und Leimen, sowie für die vom Geist der Kooperation getragenen Nachwuchsmannschaften in der NBBL und WNBL, die unter der Regie des USC Heidelberg antreten. Die genannten Klubs zählten zum basketballerischen Koordinatensystem „Matzes“. Hinzu gesellte sich das Amt des Bezirksjugendwarts, das er 2013/2014 von seiner Vorgängerin und Mentorin Doris Kaus pflichtbewusst übernommen hatte. Und wenn er als studierter Elektronik-Ingenieur und ehemaliger KIT-Absolvent nicht gerade für SAP in Walldorf (zuletzt als Quality Manager) arbeitete, dann gehörte jeder Tag, jede Stunde, jede Minute und Sekunde seiner Sportart. Wenngleich es wie ein Stereotyp erscheinen mag: Basketball war schlichtweg sein Leben!
Er saugte das Thema vollumfänglich und schwammartig auf – mit jeder Faser seines Körpers. Ganz klar: Bei einem Stein-Vertreter wie ihm geht es um die Sache, um die Entwicklung von Talenten, Spielerinnen und Spielern. Mit „Matze“ ließ sich sowohl über Basics, Skills, Playbooks, Taktik als auch über Coaching-Dasein und Psychologie im Teamsport fachsimpeln, diskutieren, analysieren, lösungsorientiert (nach)denken und handeln. Das Positive dabei: Er hatte immer die „andere Seite“ mit im Blick, schaffte den Perspektivwechsel und die schmale Gratwanderung zwischen emotionalen Vulkanausbrüchen und wohltuender Besonnenheit.
Vermittler und Integrationsfigur
„Er hat immer versucht, zu vermitteln“, sagt sein fünf Jahre jüngerer Bruder und bester Freund Henrik, „als Integrationsfigur hat Matze Brücken geschlagen zu anderen Vereinen. Irgendwann mochte er den Mädchen- und Damen-Basketball halt einfach mehr.“ Es gehört zum Binnenverhältnis und Wesen der Stein-Brüder, dass über diesen Punkt regelmäßig untereinander gefrotzelt wurde. Flotte Sprüche lockern auf, helfen dabei, die Gesetzmäßigkeiten, Unwägbarkeiten und Besonderheiten unter den Körben und im geschützten Raum der Kabine leichter anzunehmen. Henrik ist seit mehr als vier Jahren Trainer der SGK-Herren (derzeit Oberliga), „Matze“ trainierte bis zuletzt die Oberliga-Damen der Basket Ladies Kurpfalz II und gehörte zum Trainerstab der Basket Girls Rhein-Neckar (WNBL) – gemeinsam mit Oliver „Oli“ Muth, Jürgen Fuchs und Athletiktrainer Cieran Anderson. Vereinsübergreifend, strukturell, entwicklungsorientiert und zukunftsträchtig zu arbeiten, war stets „Matzes“ Ding.
Spendenkonto für Gedächtnis-Fonds
Diesen „Ball“ nehmen die Familie Stein und einige Mitstreiter nunmehr auf. Bereits kurz nach seinem Tod entsteht die Idee, ein Vermächtnis in seinem Sinne zu hinterlassen. Die SG Kirchheim eröffnet im Zusammenhang mit der Trauerfeier ein Spendenkonto – DE25 6709 2300 0033 0004 13 / BIC: GENODE61WNM bei der Volksbank Kurpfalz eG – den „Matthias Stein Gedächtnis-Fonds“ für Mädchen-Basketball. Hier kann jeder, der diese Initiative unterstützen möchte, Geld einbezahlen. Förderung statt Grabschmuck – das wünscht sich die Familie Stein ausdrücklich.
„Das würde Matze gefallen“, erklärt Henrik, „animiert dazu haben uns die unzähligen Reaktionen auf seinen viel zu frühen Tod. Du siehst und spürst jetzt erst, welche Stellung er in der gesamten Basketball-Szene innehatte, was an seiner Arbeit alles dranhängt. Durch den Gedächtnis-Fonds lassen wir Matze weiterleben.“
Die Gedanken vieler Basketballer-Generationen sind insbesondere bei „Matzes“ Mutter Margot, Henrik, dessen Frau Sandra mit den Söhnen Fynn (22) und Lenni (15) sowie bei allen weiteren Familienmitgliedern und engen Freunden der Steins. Ihnen wünschen wir viel Kraft!
Die Trauerfeier für „Matze“ Stein wird am kommenden Montag, 16. Dezember, um 13 Uhr auf dem Leimener Friedhof stattfinden. Vielleicht ist allen Weggefährten ein Satz des spanischen Philosophen und Schriftstellers Miguel de Unamuno ein kleiner Trost: „In jedem Ende liegt ein neuer Anfang!“
Joachim „Jogi“ Klaehn, stellvertretend für die Vereine KuSG Leimen, SG Kirchheim und USC Heidelberg
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